Röteln – Komplikationen & Gefahren

Spätfolgen bei Kindern (und Erwachsenen)

Offensichtlich ist, dass das zunehmende Lebensalter eines Erkrankten für die Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit einer Komplikation oder Spätfolge entscheidend ist. Je älter der Erkrankte ist, desto wahrscheinlicher können Komplikationen auftreten. So kommt es in seltenen Fällen zu einer Arthritis (entzündliche Erkrankung der Gelenke). Ferner können Röteln eine Verringerung der Anzahl von Blutplättchen auslösen, welche wiederum zu einer vermehrten Blutungsneigung führt. In ganz seltenen Fällen kann die Röteln-Infektion eine Enzephalitis hervorrufen. Hierbei handelt es sich um eine meist infektiös bedingte Entzündung des Gehirns. Eine sofortige, stationäre Behandlung ist anzuraten. Eher „harmlose“ Komplikationen sind z. B. eine Bronchitis oder eine Mittelohrentzündung.

Schwerwiegende Komplikationen in der Schwangerschaft

Insbesondere während der Schwangerschaft stellt die Infektion mit Röteln eine außerordentliche Gefahr dar. Nicht zwingend für die erkrankte, werdende Mutter, sondern viel mehr für das Ungeborene und dessen Entwicklung. Denn das Rötelnvirus kann über die Plazenta auf das Ungeborene übertragen werden. Es kommt zur sogenannten Rötelnembryopathie. Deutschlandweit werden jährlich circa ein bis drei Fälle beschrieben.

Infiziert sich eine Schwangere, vor allem während des ersten Schwangerschaftsdrittels, mit Röteln, kann der Embryo schwer geschädigt werden. Im schlimmsten Fall kommt es zum Absterben des Fötus oder zu multiplen schweren Organschäden des Kindes. Erfolgt die Infektion mit Röteln nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel, können Neugeborenen-Röteln auftreten.

Typische Symptome für eine Infektion des Embryos mit Röteln (Rötelnembryopathie):

  • FötusHerzfehler: Offener Ducuts Botalli (Ducuts Botalli = Gefäßverbindung zwischen Lungenarterie und Hauptschlagader), Fallot-Tetralogie mit Pulmonalstenose (schwere Herzfehlbildung, Verengung des Ausgangstraktes der rechten Herzkammer zur Lunge, oftmals Missbildung der eigentlichen Pulmonalklappe, Unterentwicklung des Pulmonalgefäßsystems), Ventrikelseptumdefekt (Loch in der Herzscheidewand), nach rechts verlagerte Aorta, Rechtsherzhypertrophie (pathologische Vergrößerung des Herzmuskelgewebes im rechten Ventrikel des Herzens)
  • Fehlbildungen der Augen: Katarakt (bekannt als der graue Star, Trübung der Augenlinse, Glaukom (bekannter als der grüne Star, Augenerkrankungen unterschiedlicher Ursache, mit Verlust von Nervenfasern)
  • Schäden am Innenohr: Schwerhörigkeit, Taubheit
  • weitere mögliche Erkrankungen des Säuglings bei Röteln-Infektion während der Schwangerschaft: Blutungsneigung, Verminderung der Anzahl von Blutplättchen, Entzündung des Gehirns, Entzündung der Leber, Leber- und/oder Milzvergrößerung, Entzündung des Herzmuskels, verminderter Kopfumfang

Spätfolgen des Neugeborenen (nach der Geburt)

Neben den genannten Komplikationen können auch Spätfolgen auftreten, die sich erst Monate oder Jahre nach der Geburt des Kindes bemerkbar machen. Hier sind vor allem die erheblichen geistigen und motorischen Entwicklungsstörungen hervorzuheben. Ebenso aber auch ein Minderwuchs oder eine Verkleinerung des Schädelumfangs und des Schädelinhaltes. Darüber hinaus können Röteln während der Schwangerschaft zum „Wasserkopf“ und zum Diabetes mellitus beim Kind führen.

Mithilfe serologischer Untersuchungen Röteln rechtzeitig erkennen

Grundsätzlich werden während der Schwangerschaft serologische Untersuchungen durchgeführt, mittels derer eine Infektion mit Röteln diagnostiziert werden kann. Nach der Geburt werden beim Neugeborenen ebenfalls serologische Untersuchungen durchgeführt, die einen Virusnachweis erbringen können. Grundsätzlich gibt es keine Therapiemöglichkeiten, um betroffene Kinder zu behandeln.

Um die genannten Komplikationen zu vermeiden, sollte vor der Schwangerschaft eine Auffrischung des Immunschutzes erfolgen. Idealerweise direkt mit Planung einer Schwangerschaft. Falls die Schwangerschaft schon eingetreten ist, wird von einer Röteln-Impfung abgeraten, da diese ebenfalls Komplikationen auslösen könnte. Ferner sollte der Kontakt zu infizierten Personen strikt vermieden werden.

Immunität nach Einmalerkrankung

Röteln werden durch das Rötelnvirus ausgelöst, welches wiederum als einziges Mitglied der Gattung Rubivirus angehört. Aufgrund der Tatsache, dass es nur einen Virustyp gibt, ist das menschliche Immunsystem sehr gut in der Lage, Antikörper zu bilden. Dadurch kann eine lebenslange Immunität aufgebaut werden. Wer also schon mal an den Röteln erkrankt ist, kann sich kein zweites Mal infizieren. Das gilt auch für Personen, bei denen die Infektion symptomlos verlaufen ist.

Röteln bei Erwachsenen

Obwohl es sich bei Röteln um eine typische Kinderkrankheit handelt, können sich auch Erwachsene mit dem Virus anstecken. Hier gilt: Je älter der Betroffene ist, desto schwerwiegender können die Komplikationen und Spätfolgen einer Erkrankung ausfallen. Beispielsweise entwickeln 40 bis 70 Prozent aller Betroffenen anhaltende Gelenkbeschwerden oder eine Arthritis. Ferner kann es zu einer Verminderung der Blutplättchen oder zur Entzündung des Gehirns kommen.

Auch Erwachsene können sich vorbeugend impfen lassen

Ebenso wie Kinder haben auch Erwachsene ohne ausreichenden Immunschutz die Möglichkeit, sich vorsorglich gegen die Röteln impfen zu lassen. Dafür wird der kombinierte MMR-Impfstoff verabreicht (Mumps-Masern-Röteln-Impfung). Hierbei handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der aus abgeschwächten Viruszellen besteht. Schwangere sollten aufgrund der Risiken lieber auf diesen Impfstoff verzichten. Hier kommt die Postexpositionsprophylaxe als Alternative in Betracht. Bei der Postexpositionsprophylaxe werden spezifische Immunglobuline verabreicht. Die Gabe ist bis maximal 72 Stunden nach Kontakt mit dem Röteln-Virus möglich. Im Idealfall schützt diese Alternative vor einer Infektion, allerdings gibt es keine 100-prozentige Gewissheit. Infektionen sind also dennoch möglich.